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Die Designwelt erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur ein Trend, sondern eine grundlegende Anforderung an moderne Produkte und Möbel. Dieser Artikel beleuchtet die wachsende Bedeutung nachhaltiger Materialien, ihre vielfältigen Eigenschaften und wie sie die Gestaltung revolutionieren – mit besonderem Fokus auf Produkt- und Möbeldesign.

Was macht Materialien nachhaltig?

Nachhaltigkeit im Design geht weit über Ästhetik hinaus. Es ist eine Verpflichtung gegenüber unserer Umwelt und zukünftigen Generationen. Die Materialauswahl spielt dabei eine zentrale Rolle. Aber was genau macht ein Material nachhaltig? Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigt – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Wie das Portal Design Made in Germany betont, umfasst nachhaltiges Design den gesamten Lebensweg eines Produkts.

Der komplette Lebenszyklus

Ein wirklich nachhaltiges Material sollte idealerweise aus nachwachsenden Quellen stammen und ressourcenschonend gewonnen sowie verarbeitet werden. Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit sind ebenso entscheidend wie die biologische Abbaubarkeit oder Recyclingfähigkeit am Ende der Nutzungsdauer. Die gesamte Wertschöpfungskette muss betrachtet werden, wie hoch E in einem Blogbeitrag hervorhebt: Transportwege, Energieverbrauch, Emissionen und soziale Produktionsbedingungen sind wichtige Faktoren.

Nachhaltige Materialien im Überblick

Die Palette nachhaltiger Materialien ist beeindruckend und erweitert sich kontinuierlich. Sie reicht von traditionellen Naturmaterialien bis zu innovativen Hightech-Werkstoffen. Jedes Material hat spezifische Vor- und Nachteile, und die beste Wahl hängt vom jeweiligen Verwendungszweck ab.

Nachwachsende Rohstoffe: Die Klassiker

Klassische nachhaltige Materialien sind nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Bambus, Flachs, Hanf und Bio-Baumwolle. Sie sind biologisch abbaubar, binden während ihres Wachstums CO2 und sind, bei nachhaltiger Bewirtschaftung, erneuerbar. Massivholz, wie von RIVA 1920 angeboten, zeichnet sich durch Langlebigkeit und Robustheit aus – ideal für Möbel und Innenausstattung. Bambus wächst extrem schnell, benötigt wenig Wasser und Pestizide. Flachs ist eine weitere nachhaltige Option mit einer schnellen Wachstumsrate und geringem Wasserbedarf.

Anwendungsbeispiele: Nachwachsende Rohstoffe

Die Stuhlkollektion ‚Hemp‘ von Vepa nutzt Hanf als ökologische Alternative. Die Sitzschalen bestehen zu 100 % aus Hanf und Harz. Der ‚Corker‘ Hocker und Beistelltisch von Classicon, aus Kork gefertigt, zeigt die Vielseitigkeit natürlicher Materialien.

Recyclingmaterialien: Wertstoffe im Kreislauf

Recycling ist ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeit. Die Wiederverwendung von Materialien wie Metall, Glas, Kunststoff und Textilien reduziert den Bedarf an neuen Rohstoffen, spart Energie und verringert Müll. Recycelte Materialien, wie sie das md-mag vorstellt, finden sich in vielen Produkten – von Teppichen aus alten Fischernetzen bis zu Möbeln aus recyceltem Kunststoff.

Anwendungsbeispiele: Recycling

Der ‚Candy Wrapper Rug‘ von Nomad, ein Teppich aus Schurwolle und recyceltem Bonbonpapier, ist ein Beispiel für die Ästhetik von Recyclingmaterialien. Die Teppichkollektion ‚Reform Discovery‘ von Carpet Concept nutzt recycelte PET-Flaschen und Fischernetze. Auch im Modebereich gibt es innovative Ansätze: Kleidung aus recycelten Fasern oder Bio-Baumwolle zeigt, dass Nachhaltigkeit und Stil Hand in Hand gehen können.

Innovative Materialien: Pilze, Algen und mehr

Die Forschung an neuen Materialien treibt die Nachhaltigkeit im Design voran. Pilzmyzel, das Wurzelgeflecht von Pilzen, wächst schnell, ist biologisch abbaubar und kann zu stabilen, leichten Materialien geformt werden. Designer wie Nir Meiri, so berichtet Luxiders, nutzen Myzel für Alltagsgegenstände. Algen sind ebenfalls vielversprechend: Sie wachsen schnell, binden CO2 und können zu Biokunststoffen und Textilfasern verarbeitet werden.

Anwendungsbeispiele: Innovative Materialien

Die Tischlampen aus Myzel von Nir Meiri, in Kooperation mit BIOHM, demonstrieren die Möglichkeiten dieses Materials. Sie nutzen organische Abfälle. Auch im Verpackungsbereich gibt es spannende Entwicklungen: Verpackungen aus Pilzmyzel oder Algen könnten herkömmliche Kunststoffe ersetzen.

Biokunststoffe: Eine differenzierte Betrachtung

Biokunststoffe, hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr, werden oft als umweltfreundliche Alternative gesehen. Ihre Nachhaltigkeit ist jedoch vielschichtig. Einige Biokunststoffe, wie das Portal Nachhaltigkeit-Wirtschaft berichtet, benötigen lange für die Kompostierung. Zudem gibt es verschiedene Arten von Biokunststoffen:

Arten von Biokunststoffen

  • PLA (Polymilchsäure): Wird aus Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt und ist unter industriellen Bedingungen kompostierbar.
  • PHA (Polyhydroxyalkanoate): Wird von Mikroorganismen produziert und ist biologisch abbaubar, auch in marinen Umgebungen.
  • Biobasiertes PE (Polyethylen): Wird aus Zuckerrohr hergestellt, ist aber nicht biologisch abbaubar, sondern nur recycelbar.

Vorteile und Herausforderungen

Biokunststoffe bieten Vorteile, wenn sie aus Agrarreststoffen stammen, wie Chip[s]Board. Dieses Material wird aus Kartoffelabfällen hergestellt. Die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und die tatsächliche Kompostierbarkeit sind jedoch Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen.

Anwendungsbeispiele: Biokunststoff

Rowan Minkley und Robert Nicoll entwickelten Chip[s]Board, eine Alternative zu Spanplatten aus Kartoffelabfällen. Auch Verpackungen können aus Biokunststoffen hergestellt werden, wobei die spezifischen Eigenschaften des Materials berücksichtigt werden müssen.

Soziale Nachhaltigkeit: Mehr als nur Ökologie

Nachhaltigkeit umfasst auch soziale Aspekte. Faire Arbeitsbedingungen, gerechte Löhne und der Ausschluss von Kinderarbeit sind entscheidende Kriterien. Unternehmen, die Transparenz in ihrer Lieferkette gewährleisten und soziale Verantwortung übernehmen, tragen zu einer ganzheitlich nachhaltigen Designpraxis bei. Zertifizierungen wie Fairtrade oder GOTS können hier Orientierung bieten.

Herausforderungen und Chancen

Nachhaltige Materialien bergen Herausforderungen. Oft sind sie teurer, ihre Verfügbarkeit ist begrenzt, und technische Eigenschaften erfordern manchmal Kompromisse. Die Potenziale sind jedoch enorm.

Innovation und Kreislaufwirtschaft

Die Suche nach nachhaltigen Materialien fördert Innovationen. Neue Materialien und Verfahren entstehen, die umweltfreundlicher und oft leistungsstärker sind. Das Max-Planck-Institut für Nachhaltige Materialien erforscht beispielsweise die Metallgewinnung mit Wasserstoff und Werkstoffe mit nahezu unendlicher Wiederverwertbarkeit, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Die Kreislaufwirtschaft – die möglichst lange Nutzung und Wiederverwendung von Produkten – ist ein zentrales Konzept.

Designstrategien für die Kreislaufwirtschaft

  • Design for Disassembly: Produkte so gestalten, dass sie leicht in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt werden können.
  • Materialauswahl für Recycling: Materialien wählen, die gut recycelbar sind und in bestehenden Recyclingströmen verarbeitet werden können.
  • Modulare Produktgestaltung: Produkte aus austauschbaren Modulen aufbauen, um Reparatur und Upgrade zu erleichtern.

Ganzheitliches Design: Mehr als Material

Nachhaltigkeit im Design geht über die Materialauswahl hinaus. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz. Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Modularität, wie von Bunse05 hervorgehoben, sind essenzielle Designprinzipien. Materialreduktion und Abfallminimierung sind ebenso wichtig.

Die Rolle der Designer

Designer spielen eine Schlüsselrolle. Sie wählen Materialien bewusst aus, entwerfen langlebige Produkte und fördern die Kreislaufwirtschaft. Nachhaltiges Design, so betont NachhaltigeJobs, verbindet Kreativität mit Umweltverantwortung. Das Ergebnis sind Produkte, die ästhetisch, funktional und umweltfreundlich sind.

Tipps für Designer

  • Materialdatenbanken nutzen: Plattformen wie materialarchiv.ch bieten Informationen zu nachhaltigen Materialien.
  • Mit Experten zusammenarbeiten: Materialwissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperten können bei der Auswahl unterstützen.
  • Weiterbildungen besuchen: Es gibt zahlreiche Kurse und Workshops zum Thema nachhaltiges Design.

Ausblick: Nachhaltige Materialien als Standard

Die Designwelt befindet sich in einem fundamentalen Wandel. Nachhaltige Materialien sind keine Nischenoption mehr, sondern werden zum Standard für zukunftsfähiges Design. Sie ermöglichen Produkte, die im Einklang mit der Umwelt stehen. Die Materialvielfalt – von traditionellen Naturstoffen bis zu Hightech-Werkstoffen – eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten. Herausforderungen bestehen, aber die Chancen überwiegen. Die Zukunft des Designs ist untrennbar mit Nachhaltigkeit verbunden. Kontinuierliche Forschung, wie sie am Institut für Funktionale Materialien für Nachhaltigkeit betrieben wird, erweitert die Materialpalette und Anwendungsmöglichkeiten. Das Institut konzentriert sich auf die Entwicklung von nachhaltigen Funktionsmaterialien, die in Bereichen wie erneuerbare Energien und Biomedizin eingesetzt werden können, und trägt so zur Entwicklung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bei.